Hesse-Restaurierung
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Bohlenstube Domstrasse 12 in Nordhausen (1565), Thüringen

Maßnahmenkonzeption und Musterachse, Restaurierung


Auftraggeber: SWG Nordhausen  

 Bearbeitungszeitraum 2011 bis 2014

 

  Die Nordhäuser Bohlenstube stammt aus der Zeit um 1565 und stellt ein einmalig gut erhaltenes Beispiel für eine aufwendig gearbeitete Ständerbohlenstube mit senkrechten Bohlen dar. Neben der Stube ist außerdem eine kleinere Kammer, die als Schlafraum genutzt wurde erhalten. Der große Stubenraum umfasst eine unregelmäßige Fläche von bis zu 6,4m Länge und 4,4m Breite, hingegen war die Schlafkammer mit ca. 2,5 m Länge und Breite verhältnismäßig klein

Im Osten gibt es eine Türöffnung, die heute an die Außenwand des Nachbarhauses angrenzt und keine Funktion besitzt. Möglicherweise befand sich hier ein Balkon oder ein Durchgang zum Nachbarhaus. Die Rahmung dieser Tür ist vollständig erhalten, jedoch weniger aufwendig gearbeitet wie am Haupteingang. Außerdem ist auf der Ostwand eine kleine Fensteröffnung vorhanden. Zwei weitere Öffnungen gibt es auf der Nordwand. Rechts befinden sich der fragmentarisch erhaltene Eingang zur angrenzenden Schlafkammer, der in seiner Größe im 19.Jh. verändert wurde und links die Öffnung zur Feuerstelle der Küche, an deren Stelle sich in der Stube der Ofen befand. Die Nordwand ist nur in Teilen erhalten und erfuhr mehrere Veränderungen. Die Außenwand und Wand zur ehemaligen Küche in der Kammer fehlen.

Es gab zahlreiche weitere Fassungen bis zum Lehmputzpaket mit dem die Stube zunächst unsichtbar wurde.

 

 

Zustandserfassung und Restaurierung

 

  Die Stube befindet sich trotz Umbauten und Veränderungen in einem ausserordentlich guten Erhaltungszustand. Während der Restaurierung wurden dir Putzpakete abgenommen, die vorhandenen Farbschichten gesichert und konserviert. Die Sperrholzplatten des 20. Jh. wurden ausgebaut und ein neuer Eichendielenboden in der heutigen verformten Schieflage eingebaut. Die Fenster wurden durch originalgetreue Nachbauten mit handgefertigten Bleiglasscheiben ersetzt. Als Ausstattungsgegenstand wurde eine Holzbank unter der Fensterreihe eingebaut, so wie es in vielen Stuben üblich war.


Bauphasen der Stube und Kammer

Phase 1

 Entstehung der Bohlenstube und Schlafkammer um 1565.

Phase 2

17. oder 18. Jh. Veränderung der Fensterfront

Phase 3

19. Jh. Vollständige Überputzung der Decken und Wände.  Die Stube wurde in zwei Teile aufgeteilt. Eine Trennwand wurde ca. 2m von der Westwand eingezogen. Veränderung der Nordwand. Ausmauerung der Ofenöffnung und Veränderung der Eingangstür zur Kammer. Einbau des Schornsteins auf der rechten Seite. Ausmauerung der angrenzenden Nordwandfläche als Brandschutzmaßnahme.

Die Haupteingangstür auf der Westwand wird in Ihrer Größe verändert. Einbau der heute sichtbaren Fenster.  

In der Kammer wird die Wand zur Küche entfernt und weiter vorgesetzt, um einen größeren Raum zu erhalten. Offenbar wurden zusätzliche Räume benötigt da sich die Lebensumstände geändert hatten. 

Phase 4 

 

20.Jh. Begradigung des Bodens mit Sperrholzplatten und unterlegten Balken. Die originale Dielung wurde dabei entfernt. Auf die Wände wurde ein 0,5 cm starker Gipsputz aufgetragen der als Grundlage für mehrere Schichten Farbe und Tapete diente. Der Haupteingang auf der Westwand wird verschlossen und auf die Nordwand auf die linke Seite verlegt. Der Eingang zur Kammer wird dabei verschlossen. Eine neue Wand zur Kammer mit Türöffnung wird an derselben Stelle wie aus dem 19. Jh. eingesetzt.

 

 

 

 

           

 

Phase 1                                  Phase 2                            Phase 3  

 

  Freilegung 

Für die Freilegung wurde vorweg eine Testreihe durchgeführt. Als beste Variante erwies sich, den Lehm erst bis auf die Holzleisten mit Stechbeiteln und kleinen Hämmern zu entfernen. Nachdem man die aufgenagelten Holzleisten entfernte konnte man die restliche Putzlage mit dem aufgelegten Stroh gemeinsam in einem Stück vom Untergrund lösen. Dabei wurden die meisten Farbschichten, die bereits keinen Halt am Untergrund mehr hatten ebenfalls abgenommen. Trotzdem blieben in einigen Bereichen Farbpakete von einer Dicke bis zu 0,5 cm erhalten. Parallel zur Freilegung musste in einigen Bereichen mit Japanpapier notgesichert werden. Es wurde mit einem Klebungsmittel ein wasserverdünnter Kunstharzkleber (Primal AC 33) eingesetzt, der später mit Ethanol wieder angelöst wurde. 

 

 

Weiterführende Informationen:

 

 

Suzy Hesse: Die Bohlenstube in Nordhausen-Domstraße 12 in: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen Bd. 37, 2012, HG. Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein, Stadtarchiv und Museum Tabakspeicher Nordhausen   

https://de.wikipedia.org/wiki/Domstraße_12_(Nordhausen)

https://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=194488